Diagnoseverfahren: Überblick über gängige Untersuchungen und Tests

Die Diagnose der Impotenz (erektile Dysfunktion) ist der zentrale Schritt auf dem Weg zur individuellen und wirksamen Behandlung. Da die Ursachen sehr unterschiedlich sein können – von organischen Erkrankungen über hormonelle Probleme bis hin zu psychischen Faktoren –, müssen Ärzte eine Vielzahl von Untersuchungen nutzen, um die genaue Ursache zu finden. Ein umfassender Diagnoseprozess hilft nicht nur, die potenziellen Gründe zu erkennen, sondern auch therapieorientiert vorzugehen.

Dieser Artikel gibt einen detaillierten Einblick in moderne Diagnoseverfahren, erklärt deren Ablauf und Zweck und bereitet Sie optimal auf den Arztbesuch vor. So verlieren Sie Ängste, fühlen sich informiert und können die nötigen Fragen stellen.

Warum ist eine gründliche Diagnostik so wichtig?

Impotsenz ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das viele mögliche Ursachen hat. Ohne eine klar definierte Diagnose ist jede Therapie eher ein Ratespiel – mit geringer Erfolgswahrscheinlichkeit oder unnötigen Nebenwirkungen.

Die Diagnose ermöglicht es, organische von psychischen Ursachen zu unterscheiden und eventuell präventive Maßnahmen zu ergreifen – etwa bei der Entdeckung vaskulärer Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck.

Darüber hinaus nimmt eine klare Diagnose den Betroffenen die Angst vor unklaren Ursachen und bietet eine greifbare Orientierung auf dem Weg zur Therapie.

1. Anamnese: Das ausführliche Patientengespräch

Das Gespräch bildet die Basis jeder Diagnostik. Hier geht es nicht nur um das Symptom Erektionsstörung an sich, sondern um ein ganzheitliches Verständnis der Lebenssituation.

Typische Fragen sind:

  • Wann treten die Probleme auf? (zeitlicher Verlauf, Häufigkeit)
  • Ist die Erektionsstörung konstant oder nur situativ?
  • Gibt es Schwierigkeiten sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch bei Masturbation oder spontanen Erektionen?
  • Besteht noch sexuelle Lust (Libido)?
  • Welche Medikamente werden eingenommen?
  • Gibt es chronische Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen?
  • Wie sieht der Lebensstil aus (Rauchen, Alkohol, Ernährung, Bewegung)?
  • Bestehen psychische Belastungen, Ängste, Beziehungskonflikte?

Diese Informationen helfen, den Untersuchungsfokus zu setzen und mögliche Ursachen zu priorisieren.

2. Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung erlaubt erste Beurteilungen, ob organische Faktoren vorliegen.

  • Untersuchung von Penis und Hoden auf Verhärtungen, Narben, Veränderungen oder Lymphknotenschwellungen.
  • Abtasten der Prostata über den Enddarm (digital-rektale Untersuchung).
  • Überprüfung der Blutversorgung durch Palpation der Pulsationen in den Beinen.
  • Untersuchung der Sekundärgeschlechtsmerkmale (Haarwuchs, Brustentwicklung).
  • Prüfung der neurologischen Reflexe, die für die Erektion eine Rolle spielen (z. B. bulbokavernosaler Reflex).

Diese körperlichen Befunde können erste Hinweise auf Gefäß-, Nerven- oder Gewebeprobleme geben.

3. Laboruntersuchungen: Der Blutcheck

Bluttests liefern essenzielle Informationen:

  • Testosteronspiegel: Ein niedriger Wert ist häufig mit Impotenz und Libidoverlust verbunden.
  • Prolaktin: Eine Erhöhung kann das sexuelle Verlangen und die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen.
  • Schilddrüsenhormone (TSH): Eine Unter- oder Überfunktion wirkt sich auf den Stoffwechsel und die Libido aus.
  • Blutzucker: Ein Diabetes kann Nervenschäden und Gefäßprobleme verursachen.
  • Blutfette (Cholesterin, Triglyzeride): Hohe Werte begünstigen Arteriosklerose als häufige Ursache für Erektionsstörungen.
  • PSA (Prostata-spezifisches Antigen): Wert zur Abklärung der Prostata-Gesundheit.

Diese Werte zeigen mögliche Ursachen aus dem inneren Milieu, die durch Medikamente oder Lebensstil beeinflusst werden können.

4. Ultraschalluntersuchungen – die Bildgebung der Gefäße

Die Duplexsonografie oder Dopplersonografie ist eine nicht-invasive Ultraschalltechnik, welche die Blutströmung im Penis sichtbar macht. Eine normalerweise provozierte Erektion (meist durch ein Medikament) wird während der Untersuchung induziert, damit die Durchblutung der Penisarterien gemessen werden kann.

Befund: Engstellen, Gefäßverengungen oder Blutabflussstörungen können dargestellt werden.

Nutzen: Bestimmung, ob vaskuläre Ursachen vorliegen und deren Schweregrad.

5. Schwellkörper-Injektionstest (SKIT)

Hierbei wird direkt ein gefäßerweiterndes Medikament (meist Alprostadil) in den Penis injiziert, um die Reaktion der Schwellkörper zu testen. Vorteile dieses Tests:

  • Direkte Einschätzung der Reaktionsfähigkeit der Schwellkörper.
  • Unterscheidung zwischen organischen und psychischen Ursachen.
  • Evaluation der Wirksamkeit medikamentöser Behandlungen.

Dabei ist die Wirkung meist innerhalb von 10–15 Minuten sichtbar, und der Test ist medizinisch sicher, wird aber unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt.

6. Nocturnale Penile Tumeszenz-Messung (NPT)

Im Tiefschlaf kommt es bei gesunden Männern spontan und unbewusst zu mehreren Erektionen. Die Messung dieser nächtlichen Erektionen kann mit speziellen Geräten zuhause oder in der Klinik erfolgen.

  • Normalbefund: Regelmäßige nächtliche Erektionen sprechen für eine intakte körperliche Potenz.
  • Ausfall: Deutet eher auf organische Ursachen hin.
  • Grenzbefunde: Können auf komplexe Zusammenhänge mit psychischen Komponenten hinweisen.

Dieses Verfahren kann dazu dienen, die Diagnose zu präzisieren und damit Therapiepläne besser anzupassen.

7. Bildgebende Diagnostik und Spezialverfahren

Bei komplexeren Fällen können weitere apparative Untersuchungen sinnvoll sein:

  • Arteriografie/Angiografie: Hier wird über Katheter und Kontrastmittel der Blutfluss in den Penisarterien sichtbar gemacht. Instrument zur präzisen Identifikation von Gefäßverengungen.
  • Kavernosometrie: Messung des Drucks im Schwellkörper, um venöse Leckagen auszuschließen.
  • Kavernosografie: Kontrastmitteldarstellung im Schwellkörper, heutzutage selten und nur in speziellen Fällen angewandt.

Diese Methoden kommen nur bei schwierigen Diagnosen oder vor operativen Eingriffen zum Einsatz.

8. Neurologische Tests

Nerven spielen bei der Entstehung der Erektion eine zentrale Rolle. Zur Abklärung von Nervenschäden, z.B. bei Diabetes oder Rückenmarksverletzungen, können folgende Tests genutzt werden:

  • Elektromyografie (EMG): Erfassung der Muskelaktivität.
  • Somatosensibel evozierte Potentiale (SSEP): Messung der Nervenleitfähigkeit im Genitalbereich.

Diese Untersuchungen helfen, Störungen im Nervensystem als Ursache auszuschließen oder zu bestätigen.

9. Psychologische Begutachtung

Da psychische Faktoren bei bis zu 30–40% der Fälle mitwirken oder alleinige Ursache sind, gehört die psychiatrisch-psychologische Untersuchung zu einer ganzheitlichen Diagnostik.

Oft wird hier mit Fragebögen, Gesprächen und psychologischen Tests gearbeitet, z.B.:

  • Erfassung von Angst- und Depressions-Symptomen.
  • Analyse von Beziehungsproblemen oder sexuellen Hemmungen.
  • Evaluierung der Stressbelastung.

Der Einbezug dieses Aspekts ist essentiell, um die richtigen therapeutischen Maßnahmen zu setzen.

FAQ – Häufige Fragen zu Diagnoseverfahren bei Impotenz

1. Kann ich die Diagnose auch ohne Arztbesuch selbst feststellen?

Selbsttests können erste Hinweise geben, ersetzen aber keine medizinische Untersuchung.

2. Wie schmerzhaft ist die Ultraschalluntersuchung?

Die Ultraschalluntersuchung ist schmerzfrei und völlig ungefährlich.

3. Muss ich mich für den Schwellkörper-Injektionstest vorbereiten?

Meist ist keine besondere Vorbereitung nötig, der Test wird unter ärztlicher Anleitung durchgeführt.

4. Wie lange dauern solche Diagnoseverfahren?

Das Gespräch und die meisten Untersuchungen dauern meist 30–60 Minuten, komplexere Tests können länger dauern.

5. Sind alle Untersuchungen bei jedem Patienten notwendig?

Nein, der Arzt wählt individuell basierend auf Anamnese und Symptomen aus.

6. Gibt es Risiken bei der Durchführung von bildgebenden Verfahren?

Invasive Verfahren wie Angiografie tragen geringe Risiken, Ultraschall und Bluttests sind sicher.

Zusammenfassung

Die Diagnose der Impotenz erfolgt durch eine Kombination aus ausführlichem Gespräch, körperlicher Untersuchung, Laborwerten, bildgebenden Diagnostiken und gegebenenfalls neu­rologischen sowie psychologischen Tests. Dieses umfassende Vorgehen ermöglicht es, die Ursachen genau zu differenzieren und die Behandlung darauf abzustimmen.

Mit dem Wissen um die verschiedenen Diagnoseverfahren sind Sie bestens für den Arztbesuch vorbereitet. Nutzen Sie die Angebote auf Zwölf-Schritte.de, um weitere Informationen zu erhalten, kompetente Fachärzte zu finden und sich Schritt für Schritt Ihrem Ziel einer gesunden Potenz zu nähern.